„Internet der Werte“ über Blockchain und Bitcoin

„Börse ganz nah“: In der Veranstaltungsreihe der S Private Banking Dortmund GmbH erläuterte Diplom-Informatiker Christian Rybak Potentiale und Risiken des Zukunftsthemas

Die Blockchain, eine dezentrale, unveränderbare Technologie, steckt hinter vielen Kryptowährungen und macht Transaktionen für alle Beteiligten transparent und sicher. Bekannt geworden ist sie vor allem in Kombination mit der ersten virtuellen, digitalen und bis dato nach Marktkapitalisierung erfolgreichsten Währung „Bitcoin“. Die Blockchain revolutioniert seit 2008 zahlreiche Wirtschaftszweige wie die Logistik, das Gesundheitswesen oder den Bildungssektor. Wer im Strom mitschwimmen möchte, benötigt ein hohes Maß an Hintergrundwissen rund um die komplizierte Technologie, die den Handel mit Kryptowährungen erst möglich macht. „Vor allem mangelnde Fachkenntnisse führen häufig zu Missverständnissen und Fehleinschätzungen rund um die Einsatzbereiche und Möglichkeiten. Mein Ziel ist es, Ihnen heute das Potential, aber auch mögliche Risiken rund um dieses wichtige Zukunftsthema verständlich näherzubringen“, erklärte Diplom-Informatiker Christian Rybak bei seinem Vortrag im Rahmen der Veranstaltung „Börse ganz nah“ des Bereichs Aktive Depotbetreuung der S Private Banking Dortmund GmbH. Der Dozent der Fachhochschule Dortmund und Vorstandsmitglied im IT-Club Dortmund schaffte es innerhalb von Minuten, die rund 60 Gäste in seinen Bann zu ziehen.

Aktuell gibt es ungefähr 4.000 virtuelle, entmaterialisierte Währungen, von denen in etwa 1.000 besonders relevant sind. Die Besonderheit ist dabei, dass Transaktionen ohne Dritte validiert und anonym vorgenommen werden können. Im „Internet der Werte“ werden diese durch keinen Dritten reguliert. Stattdessen verwalten Nutzer diese selbst über ein Netzwerk. Entscheidend ist dabei, dass die Mehrheit an Teilnehmern die Handlung auf Basis komplexer, mathematischer Parameter als richtig ansieht. „Bei Bitcoin ist die Blockchain eine Art Bestandsbuch, in dem jede Handlung aufgeführt ist und das stetig erweitert und aktualisiert wird. Einmal getätigt, kann eine Transaktion nach einem Vermerk nicht mehr rückgängig gemacht werden“, so der Experte.

Zu Beginn der Bitcoin-Ära fiel die Währung oft kriminellen Tätigkeiten zum Opfer. Erst 2014 wuchs das Interesse an der dahinterliegenden Blockchain-Technologie. Als 2015 die Kryptowährung „Ethereum“ entstand und damit die sogenannten „Smart Contracts“, wurde das wahre Potential deutlich erkennbar. Die automatischen Verträge, die in Programmiersprache hinterlegt sind, haben Entscheidungen und Handlungen vereinfacht. Der Code sorgt nach Transaktionsabschluss dafür, dass Übereinkünfte eingehalten werden. „Das Prinzip des Codes lässt sich einfach erklären. Er basiert auf einer ‚Wenn-Dann’-Funktion. Wenn man beispielsweise eine Münze in einen Getränkeautomaten einwirft, dann erhält man im Gegenzug ein Getränk. Komplexer geht es am Bankautomaten. Dort erhält man sein Geld erst, wenn man seine EC-Karte einführt, der Pincode korrekt eingegeben wurde und das Guthaben oder der Dispo auf dem Konto ausreicht“, so Rybak.

Neben den gegebenen Vorteilen bergen „Smart Contracts“ jedoch auch Risiken. Denn sie sind als Bestandteil eines Blocks in der Blockchain unveränderbar – selbst, wenn bei der Programmierung Fehler entstanden sind. Die Software unterliegt zudem keiner geregelten Rechtsprechung, da es durch den länderübergreifenden Einsatz keine globale, einheitliche Richtlinie gibt. Auch Kryptowährungen selbst unterliegen Wagnissen. „Im Gegensatz zu realen Währungen existieren sie nur in der virtuellen Welt des Internets. Durch eine fehlende staatliche Absicherung sind Investments hoch spekulativ, unkalkulierbar und volatil. Anleger, die auf Sicherheit bedacht sind, sollten hier Abstand nehmen“, so der Experte. Dies verdeutlicht auch der Kurs des Bitcoins, der den Gegebenheiten von Angebot und Nachfrage unterliegt. Im Jahr 2017/2018 lag der Maximalwert eines Bitcoins bei ca. 16.700 Euro. Am Tage der Veranstaltung bei rund 7.000 Euro.

„In diesem Kontext gibt es zwei Möglichkeiten reales Geld zu verdienen. Zum einen durch den Handel in Form von Wechselkursgeschäften. Zum anderen kann man als sogenannter ‚Miner’, also Schürfer, Gewinne einfahren, indem man Rechnerleistung unter hohen technischen Voraussetzungen zur Verfügung stellt und so beim Lösen eines für den Block notwendigen Rätsels mitwirkt.“ Wer dabei als erstes die Lösung gefunden hat, erhält nach Prüfung eine Entlohnung. Im Laufe der Zeit steigt jedoch die notwendige Rechenleistung kontinuierlich an und ist durch einzelne Teilnehmer nicht mehr zu leisten. Laut Statistik, wurde bereits in der ersten Hälfte 2018 so viel Strom durch das Bitcoin-Netzwerk verbraucht wie in Dänemark im gesamten Jahr 2015.

„Eine Frage, die offenbleibt: Was passiert, wenn alle Bitcoins ‚aufgebraucht’ sind – denn der Erfinder hat unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto im Genesisblock (Ursprungsblock) festgelegt, dass es lediglich knapp 21 Millionen gibt. Der größte Fehler in unserem Denken ist in diesem Zusammenhang jedoch, Bitcoins mit einer realen Währung vergleichen zu wollen. Denn dies war überhaupt nicht die Intention des Entwicklers“, so Rybak abschließend.

Zahlreiche Fragen der Gäste zeigten, dass ein überaus großes Interesse an diesem Thema vorhanden ist.

Foto im Text: Dominik Sodenkamp und Dr. Axel Büscher vom Team „Vermögensoptimierung“ der S PrivateBanking, Referent und Diplom-Informatiker Christian Rybak sowie S PrivateBanking-Prokurist Dirk Renkhold trafen sich bei der Veranstaltung Börse ganz nah zum Thema Blockchain und Bitcoin, Fotos: Jan Heinze