„Internet der Werte“ über Blockchain und Bitcoin
„Börse ganz nah“: In der Veranstaltungsreihe der S Private Banking Dortmund GmbH erläuterte Diplom-Informatiker Christian Rybak Potentiale und Risiken des Zukunftsthemas
Aktuell gibt es ungefähr 4.000 virtuelle, entmaterialisierte Währungen, von denen in etwa 1.000 besonders relevant sind. Die Besonderheit ist dabei, dass Transaktionen ohne Dritte validiert und anonym vorgenommen werden können. Im „Internet der Werte“ werden diese durch keinen Dritten reguliert. Stattdessen verwalten Nutzer diese selbst über ein Netzwerk. Entscheidend ist dabei, dass die Mehrheit an Teilnehmern die Handlung auf Basis komplexer, mathematischer Parameter als richtig ansieht. „Bei Bitcoin ist die Blockchain eine Art Bestandsbuch, in dem jede Handlung aufgeführt ist und das stetig erweitert und aktualisiert wird. Einmal getätigt, kann eine Transaktion nach einem Vermerk nicht mehr rückgängig gemacht werden“, so der Experte.
Zu Beginn der Bitcoin-Ära fiel die Währung oft kriminellen Tätigkeiten zum Opfer. Erst 2014 wuchs das Interesse an der dahinterliegenden Blockchain-Technologie. Als 2015 die Kryptowährung „Ethereum“ entstand und damit die sogenannten „Smart Contracts“, wurde das wahre Potential deutlich erkennbar. Die automatischen Verträge, die in Programmiersprache hinterlegt sind, haben Entscheidungen und Handlungen vereinfacht. Der Code sorgt nach Transaktionsabschluss dafür, dass Übereinkünfte eingehalten werden. „Das Prinzip des Codes lässt sich einfach erklären. Er basiert auf einer ‚Wenn-Dann’-Funktion. Wenn man beispielsweise eine Münze in einen Getränkeautomaten einwirft, dann erhält man im Gegenzug ein Getränk. Komplexer geht es am Bankautomaten. Dort erhält man sein Geld erst, wenn man seine EC-Karte einführt, der Pincode korrekt eingegeben wurde und das Guthaben oder der Dispo auf dem Konto ausreicht“, so Rybak.
Neben den gegebenen Vorteilen bergen „Smart Contracts“ jedoch auch Risiken. Denn sie sind als Bestandteil eines Blocks in der Blockchain unveränderbar – selbst, wenn bei der Programmierung Fehler entstanden sind. Die Software unterliegt zudem keiner geregelten Rechtsprechung, da es durch den länderübergreifenden Einsatz keine globale, einheitliche Richtlinie gibt. Auch Kryptowährungen selbst unterliegen Wagnissen. „Im Gegensatz zu realen Währungen existieren sie nur in der virtuellen Welt des Internets. Durch eine fehlende staatliche Absicherung sind Investments hoch spekulativ, unkalkulierbar und volatil. Anleger, die auf Sicherheit bedacht sind, sollten hier Abstand nehmen“, so der Experte. Dies verdeutlicht auch der Kurs des Bitcoins, der den Gegebenheiten von Angebot und Nachfrage unterliegt. Im Jahr 2017/2018 lag der Maximalwert eines Bitcoins bei ca. 16.700 Euro. Am Tage der Veranstaltung bei rund 7.000 Euro.
„In diesem Kontext gibt es zwei Möglichkeiten reales Geld zu verdienen. Zum einen durch den Handel in Form von Wechselkursgeschäften. Zum anderen kann man als sogenannter ‚Miner’, also Schürfer, Gewinne einfahren, indem man Rechnerleistung unter hohen technischen Voraussetzungen zur Verfügung stellt und so beim Lösen eines für den Block notwendigen Rätsels mitwirkt.“ Wer dabei als erstes die Lösung gefunden hat, erhält nach Prüfung eine Entlohnung. Im Laufe der Zeit steigt jedoch die notwendige Rechenleistung kontinuierlich an und ist durch einzelne Teilnehmer nicht mehr zu leisten. Laut Statistik, wurde bereits in der ersten Hälfte 2018 so viel Strom durch das Bitcoin-Netzwerk verbraucht wie in Dänemark im gesamten Jahr 2015.
„Eine Frage, die offenbleibt: Was passiert, wenn alle Bitcoins ‚aufgebraucht’ sind – denn der Erfinder hat unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto im Genesisblock (Ursprungsblock) festgelegt, dass es lediglich knapp 21 Millionen gibt. Der größte Fehler in unserem Denken ist in diesem Zusammenhang jedoch, Bitcoins mit einer realen Währung vergleichen zu wollen. Denn dies war überhaupt nicht die Intention des Entwicklers“, so Rybak abschließend.
Zahlreiche Fragen der Gäste zeigten, dass ein überaus großes Interesse an diesem Thema vorhanden ist.
Foto im Text: Dominik Sodenkamp und Dr. Axel Büscher vom Team „Vermögensoptimierung“ der S PrivateBanking, Referent und Diplom-Informatiker Christian Rybak sowie S PrivateBanking-Prokurist Dirk Renkhold trafen sich bei der Veranstaltung Börse ganz nah zum Thema Blockchain und Bitcoin, Fotos: Jan Heinze
Das war für mich persönlich bisher die inhaltlich interessanteste Veranstaltung in der Reihe „Börse ganz nah“!
Die Herausforderung, die Auswirkungen eines technischen Themas „Blockchain“ auf die Wirtschaft und speziell auf den Banken- und Anlagebereich anschaulich darzustellen, ist dem Referenten sehr gut gelungen.
Ein Lob auch an die Location und das „Rahmenprogramm“ in der Sparkassen-Akademie!
Vielen Dank für Ihren Beitrag. Wir freuen uns sehr, dass Ihnen unsere Veranstaltung gefallen hat. Ihr Feedback geben wir auch gern an den Referenten weiter. Wir hoffen zukünftig weiterhin interessante Veranstaltungen im Rahmen „börse ganz nah“ präsentieren zu können und werden Sie dann gern wieder als Interessenten vermerken.
Herzliche Grüße
Ihr Team der S PrivateBanking GmbH