… und dann kam Corona

Die Finanzexperten der S Private Banking zum Einfluss der Pandemie auf die Kapitalmärkte und welche Risiken,  aber auch welche Chancen sich daraus ergaben.

Im Januar dieses Jahres gaben die Finanzexperten der S Private Banking schon einmal ihre Einschätzung zu den Trends und Perspektiven des Kapitalmarktes. Damals standen Themen wie der Handelskrieg zwischen den USA und China, die andauernde Niedrigzinsphase, Nachhaltigkeit oder die Entwicklung der Immobilienmärkte im Fokus der Diskussion. Doch nur wenige Wochen später waren diese Themen weit in den Hintergrund gerückt. Die Corona-Pandemie hielt und hält die Welt in Atem.

Welche Einflüsse das Virus auf die Kapitalmärkte ausübte und dass aus der Krise auch viele Chancen erwachsen sind, erörtern Dr. Philipp Greiner und Dominik Sodenkamp im Interview.

1.  Welchen Einfluss hat Corona auf den Kapitalmarkt?

Philipp Greiner: Wir haben zunächst eine massive Verunsicherung an den Märkten erlebt. Gerade zu Beginn der Pandemie, als Corona noch ein ganz neues Thema für uns alle war. Aber diese Unsicherheit ist über die Zeit zurückgewichen. Ganz direkt gesagt: Man hat sich nach einer Weile mit der Pandemie arrangiert und daran gewöhnt. So wurde die zweite Welle tatsächlich weniger stark an den Märkten wahrgenommen. Die Anleger und Anlegerinnen sind mit der Zeit stressresistenter geworden, was Corona anbetrifft. Zudem haben wir auf der einen Seite die sogenannten Corona-Gewinner und auf der anderen Seite aber auch die Corona-Verlierer gesehen.

2.  Welche (neuen) Chancen und Risiken haben sich für die deutschen Anleger auf dem Kapitalmarkt ergeben?

Dominik Sodenkamp: Da sind zunächst die Chancen der Digitalisierung zu benennen. Das ist mittlerweile für jeden sichtbar und erkennbar auch im alltäglichen Leben. Die Automatisierung schreitet jetzt schneller voran, als man es vor Corona gedacht hätte. Hier sehen wir den Aufstieg Chinas, die in solchen Themen mittlerweile sehr gut sind – auch in der Künstlichen Intelligenz. Wir registrieren aber auch Dinge, die oft als Disruption beschrieben werden – also, dass sich etwas sehr schnell geradezu über Nacht verändert. Unternehmen aber auch Volkswirtschaften, die sich darauf einstellen können, zählen für uns klar zu den Gewinnern der Krise. Da ist nun mal China als Erstes zu benennen. Und das wiederum impliziert auf der anderen Seite das Risiko für die Unternehmen und Volkswirtschaften, die diesem Wandel nicht schnell genug standhalten können, ein Stück weit an Boden zu verlieren. All das diskutieren wir auch mit unseren Anlegern und Anlegerinnen, denn wir sehen natürlich vor allem die Chancen, die sich daraus ergeben.

3.  Technologischer Fortschritt, Nachhaltigkeit sowie die demografische Entwicklung insbesondere die Digitalisierung in Gesundheitssystemen sind die prognostizierten Trends 2020. Inwiefern hat Corona diese Trends „aufgemischt“? oder anders gefragt: Welche Trends konnten sich in der Corona-Krise bislang durchsetzen?

Philipp Greiner: Insbesondere der Trend der Nachhaltigkeit ist durch Corona noch einmal deutlicher in den Fokus gerückt. Die Menschen achten mehr auf das eigene Wohlbefinden, auch auf das ihres Umfeldes und damit natürlich auch auf das Wohlbefinden der Natur. Und dann interessieren sich die Menschen für den Bereich Gesundheit, und hier insbesondere das Thema E-Health – also die elektronische Gesundheitsversorgung. Besonderes Interesse galt auch der Frage wie wir in der Zukunft leben wollen, wenn es um die Mobilität geht – also die neue Mobilität. Das sind Punkte, die durch Corona nochmal deutlicher zum Vorschein getreten sind.

4.  Gibt es auch Bedenken seitens der Kunden und Kundinnen?

Philipp Greiner: Ja, natürlich gab es in so einem krisengeschüttelten Jahr viele Fragen. Zum Beispiel, ob wir einen Paradigmenwechsel gesehen haben? Vor allem, ob der Wechsel von der sogenannten Old Economy (die alten Industriezweige und Branchen) hin zu neueren Industriezweigen schon vollzogen wurde. Und dann hörten wir auch häufig die Frage, ob sich ein Einstieg bei den sogenannten Corona-Gewinnern noch lohnt – denn die Bewertungen waren und sind hier zum Teil schon sehr hoch. Auch das Thema Brexit beschäftigte unsere Kundinnen und Kunden, ist aber infolge der Pandemie deutlich in den Hintergrund getreten und für meine Wahrnehmung aktuell eher eine Randnotiz.

5.  Inwieweit hat sich das Verhalten der Kunden und Kundinnen verändert?

Dominik Sodenkamp: Da kann man den Meisten nur ein großes Kompliment aussprechen. In diesem vor allem durch negative Überraschungen geprägten Jahr kann sich niemand davon freisprechen, zuweilen große Verunsicherung gespürt zu haben. Aber unsere Anlegerinnen und Anleger haben über die kurze Frist hinaus auch am mittleren und langen Horizont sehr stark die Chancen wahrgenommen, die sich aus so einem Krisenmoment ergeben. Und gleichzeitig zurecht von uns ein Stück weit eingefordert, dass wir mit ihnen gemeinsam angehen, welche dieser Megatrends (Digitalisierung, Aufstieg Chinas etc.), sich umsetzen lassen. Insgesamt haben die Allermeisten sehr besonnen, sehr rational reagiert und sich nicht ins Bockshorn jagen lassen.

6.  Wie sollte der Privatanleger sein Portfolio für die nächsten Jahre aufstellen?

Philipp Greiner: Wir bleiben beim Grundsatz der Diversifizierung, also des breit aufgestellten Portfolios. Man muss auf der anderen Seite aber auch erkennen und sagen, dass die Bedeutung des Aktienanteils innerhalb dieses diversifizierten Portfolios deutlich zugenommen hat und auch weiterhin zunehmen wird. Gerade wenn man sich vergegenwärtigt, dass selbst die Erwirtschaftung des Inflationsausgleichs schwierig ist. Aus unserer Sicht wird der Aktienbereich eine immer größere Bedeutung einnehmen und damit einher geht eine gestiegene Risikobereitschaft. Das gehört auch dazu, dass man das an dieser Stelle nennt.

7.  Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung auf dem Kapitalmarkt ein?

Philipp Greiner: Grundsätzlich werden die Zinsen niedrig und demzufolge der Rentenbereich relativ uninteressant bleiben – insbesondere aufgrund des soeben angesprochenen schwierig zu erwirtschaften Inflationsausgleichs. Und natürlich wird uns die Corona-Pandemie auch weiterhin beschäftigen. Es wird zu weiteren Schwankungen kommen, denn man steht hier in einem Spannungsfeld: auf der einen Seite der Optimismus durch den Impfstoff, auf der anderen Seite bestehen aber auch weiterhin Risiken für die Unternehmen durch die Pandemie. Infolge dieses Spannungsfeldes kann es zu weiteren Schwankungen kommen auf dem Weg zur letztendlichen Eindämmung der Pandemie.


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