Von Bullen, Bären und Kampfhasen

S Private Banking-Berater Dirk Eckardt besuchte den Dortmunder Künstler Günter Rückert und sprach mit ihm über seine Liebe zur Kunst, den Dortmunder Kunstmarkt und Kunst als Anlagegut.

Günter Rückert zählt zu den renommiertesten Dortmunder Künstlern. Viele kennen ihn als Gründungsmitglied von Rocktheater Nachtschicht und dem Geierabend. Der promovierte Germanist entdeckte schon früh seine Leidenschaft für die Malerei. Im Interview erzählt er, wie er sich entschied, freischaffender Künstler zu werden, wie sich die Gegensätze der Stadt in seinen Bildern widerspiegeln und welche Motivation immer hinter dem Kauf von Kunstwerken stehen sollte.

Dirk Eckardt: Herzlichen Dank, dass Sie uns in Ihrem schönen Garten empfangen. Zu Beginn möchte ich Sie unseren Kunden kurz vorstellen. Sie wurden 1952 in Oldenburg geboren und sind seit 1954 bekennender Dortmunder. Nach Ihrer Promotion in Bochum arbeiten Sie seit 1986 als freischaffender Künstler in Sachen Malerei, Grafik und freies Theater. Aufgewachsen sind Sie in Dortmund Marten, Ihr Vater war Bergmann, Ihre Mutter mit den vier Kindern zu Hause. Was sollten unsere Kunden noch über Sie wissen?
Die Theaterarbeit mache ich seit 1976. Zu der Zeit haben wir in Dortmund das erste Kabarett gegründet. Mein Freund Fritz Eckenga war auch schon mit dabei und daraus ist dann „Rocktheater Nachtschicht“ entstanden. Mit der Malerei habe ich ebenfalls in den 70er Jahren angefangen, aber da habe ich vor allem Karikaturen, komische Cartoons und Comics gezeichnet.
Aber nur Karikaturen zu politischen oder gesellschaftskritischen Themen zu zeichnen, das war mir künstlerisch einfach zu wenig. Ich wollte Kunst machen. Ich wollte wirklich mit meinen Sachen dahin, wo Kunst stattfindet – in Galerien, Kunstvereinen usw.
Ich habe dann schnell gemerkt, dass ich sehr darunter leide, wenn ich nicht Malen kann. Wenn ich nicht zum Malen und Zeichnen komme, dann habe ich das Gefühl, ich gehe kaputt. Und so habe ich mich entschieden, ich werde freischaffender Künstler – ich mache das!

Aus der Sicht eines Künstlers: Was hat Dortmund da zu bieten?
Meine Bilder erzählen Geschichten von den krassen Gegensätzen, die es hier in der Stadt gibt: von der extremen Armut, von einem grauen, manchmal trostlosen Leben in der Nordstadt bis hin zu diesen reichen Villen in der Südstadt. Es gibt 120 verschiedene Nationalitäten, die in Dortmund zusammenleben. Und das ist schon irre, dass das irgendwie klappt. Ein großes Thema meiner Malerei sind Stadtlandschaften. Und das sind hauptsächlich Dortmund, insbesondere der Dortmunder Norden. Es gibt hier viele Jugendstil-Fassaden, da kann sich eine Stadt wie Riga hinter verstecken. Dann gibt es die Kriegsschäden. Wenn man durch die Nordstadt oder die Stadt geht, dann sieht man alte Fassaden und daneben irgendwelche Bausünden aus den 60er Jahren – es sind so viele Brüche in dieser Stadt und das ist künstlerisch total spannend.

Viele betrachten Kunst auch als Wertanlage. Wie stehen Sie dazu?
Es gibt mehrere Sachen dazu zu sagen. Erstens: Ob man Geld in Aktien oder Kunst anlegt – die Dividende ist ungefähr die gleiche. Man darf nicht glauben, dass man plötzlich Riesengewinne macht, wenn man in Kunst investiert. Zweitens: Man sollte sich auf jeden Fall von Galeristen beraten lassen. Und Drittens: Man sollte Kunst erst einmal wegen der Kunst kaufen. Kunst bereichert das Leben! Und wenn man eine Originalleinwand von z.B. (lacht) Rückert oder anderen in der Wohnung oder im Büro hängen hat, dann strahlt das auf die Wohnung oder das Büro aus. Das ist etwas anderes als irgendwelche Fotos, Poster oder Designsachen. Das sind erst einmal die wichtigsten Faktoren.
Es besteht natürlich immer die Möglichkeit, dass ein Künstler irgendwann „durch die Decke“ geht. Und, wenn man Bilder von ihm hat, dann geht man mit durch die Decke – das kann passieren.

In einem unserer Blogbeiträge haben wir kürzlich über die fünf wertvollsten Gemälde, die je versteigert wurden berichtet – Werke von Picasso, Pollock und Da Vinci. Alle wurden mit einem dreistelligen Millionenbetrag versteigert. Was rechtfertigt solche Preise?
Gar nichts! Ehrlich gesagt, finde ich das total überzogen und ich finde es auch nicht korrekt, dass irgendwelche extrem reichen Menschen Kunst als privates Objekt kaufen. Kunst ist nicht privat! Kunst sollte gesehen werden und Kunst sollte dahin, wo Menschen sie sehen können – in Kunstvereine, Ausstellungen, Museen. Ich plädiere auch dafür, dass der Eintritt in Museen frei sein sollte, dass jeder dahin kann und in Berührung mit Kunst kommen kann!

Herr Rückert, wir danken für das informative Gespräch und bleiben Sie gesund!

Zu Gast im Garten Günter Rückerts

Sommer, Sonne, Kunst – Eindrücke vom Interviewdreh beim Dortmunder Maler.