„Kunst ist da, um gesehen zu werden“

Im vergangenen Jahr stellte unser Berater Dirk Eckardt die fünf wertvollsten Gemälde der Welt vor und besuchte Günter Rückert, einen der renommiertesten Dortmunder Künstler. Heute interviewt er die junge Brechtener Künstlerin Ronja Luise Henter, die vor kurzem mit einer virtuellen Ausstellung ihrer Bilder in der Londoner Galerie „Art Number 23“ für großes Aufsehen und mediale Aufmerksamkeit sorgte.

Was möchtest du unseren Kunden über dich erzählen?

Ich bin Künstlerin im Bereich der abstrakten Malerei. Aktuell auch noch Studentin der Bildenden Kunst an der Ruhr Akademie in Schwerte. Ich bin aber auch schon als freiberufliche Künstlerin gemeldet.

Was ist seit dem Artikel aus den Ruhr Nachrichten passiert?

Richtig angefangen hat alles zu Beginn des Jahres mit der Ausstellung in London. Die war aufgrund der Pandemie noch virtuell. Das war aber ein großer Vorteil, denn so konnten Leute aus aller Welt die Ausstellung besuchen. Dementsprechend wurde meine Website auch international geklickt, die ersten Zeitungen sind aufmerksam geworden, die ersten Artikel sind erschienen. Alles in allem war das der erste große Schritt in die richtige Richtung.

Seit wann malst du?

Wie wahrscheinlich alle Kinder habe ich recht früh damit angefangen. Ich habe aber schnell entdeckt, dass das nicht nur Malen ist, sondern mehr dahintersteckt. Dass Kunst etwas ganz Besonderes ist und mich sehr erfüllt. Irgendwann ist es ein fester Bestandteil meines Lebens geworden. Ich habe dann meine erste Staffelei bekommen, die ersten Acrylfarben und habe seitdem nicht mehr aufgehört zu malen.

Was beeindruckt dich an der abstrakten Kunst?

Hauptsächlich die Freiheit. Ich bin ein sehr freiheitsbedürftiger Mensch. Bei der abstrakten Kunst wird einem sowohl als Betrachter als auch als Künstler nichts vorgeschrieben. Es wird einem nicht vorgesagt, was man zu sehen hat. Die Menschen können sehen und interpretieren, was sie möchten. Gerade auch in der gegenstandslosen Kunst, wie ich sie mache, sieht jeder etwas anderes. Jeder Mensch ist im Inneren anders und hat unterschiedliche Dinge erlebt, die er dann mit verschiedenen Farben oder Strukturen verbindet. Das ist einfach das, was mich so beeindruckt. Es ist komplett frei und jeder kann sehen, was er möchte.

Worum geht es in deinen Werken?

Hauptsächlich um Gefühle, die ich in bestimmten Situationen hatte, gute, aber auch schlechte Erlebnisse, beeindruckende Momente, die hängen geblieben sind. Ich stelle sie dann anhand von Farben und Strukturen dar. Ich verarbeite unbewusst Dinge, die ich mit Worten nicht zur Sprache bringen kann und will. In der heutigen Gesellschaft muss man ja immer darauf achten, wie man sich verhält. Ist man zu ruhig oder zu schüchtern, gilt man schnell als arrogant. Zeigt man zu viele Gefühle oder weint, gilt man als schwach. Und in meinen Bildern spiegelt sich genau dieses Gegenteil wider. Sie sind groß, laut, bunt und in meiner Kunst lasse ich genau den Dingen, die man so nicht äußern kann, freien Lauf.

Wieviel Zeit nimmt ein Bild für dich in Anspruch?

Es fängt an mit dem Zusammenbau des Keilrahmens gefolgt vom Bespannen der Leinwand, das Malen an sich dauert gar nicht mal so lange. Aber ich lasse das Bild immer noch stehen, schaue noch einmal drauf, ändere noch ein paar Sachen. Am Ende folgt die Versiegelung mit Klarlack – in der Regel benötigt so ein Bild drei bis vier Wochen.

Von welchen Dingen lässt du dich inspirieren?

Das sind meistens Dinge, die an mir persönlich hängengeblieben sind. Dinge, die mir wichtig sind und die ich in meinen Bildern noch einmal Revue passieren lasse.

Gibt es ein Kunstwerk, das dich in deinem Leben besonders beeindruckt hat?

Das kann ich gar nicht so beantworten. Denn es gibt immer wieder neue Dinge, die mich beeindrucken. Vor allem auch in meinem persönlichen Umfeld. Meine Kommilitonen aus meiner Uni machen immer wieder aufs Neue so beeindruckende Dinge, dass ich mich da gar nicht festlegen kann.

Welche Pläne verfolgst du nach deinem Studium?

Ich werde natürlich weiterhin 200 Prozent in meine Kunst investieren. Ich werde die freie Zeit nutzen, um mich weiterzuentwickeln, um größer zu werden, um neue Dinge auszuprobieren.

Die Medien schrieben im April „Höhenflug einer Dortmunder Künstlerin“ oder „Künstlerin startet durch“. Wie siehst du das?

Natürlich freut man sich sehr, wenn man seinen eigenen Namen in den Medien liest. Aber ich möchte da nicht von Höhenflug oder ähnliches sprechen, denn da steckt so viel mehr dahinter. Da sind so viel Kraft, Kreativität aber auch Kosten, die damit verbunden sind und ich mache momentan alles alleine – meine Website, meine Social-Media-Accounts. Nebenbei gehe ich noch arbeiten, um mir mein Material und die Unikosten leisten zu können. Es ist sehr viel, was dahintersteckt und das man auf dem ersten Blick als Außenstehender gar nicht so wahrnimmt. Deswegen würde ich nicht von Höhenflug sprechen, sondern dass sich meine Mühe auszahlt und gerade ein großer Teil auf mich zurückkommt.

Für viele Künstler ist es schwer davon zu leben. Hast du schon Werke verkauft?

Ich konnte tatsächlich schon einige Werke verkaufen. Das steht bei mir aber nicht im Fokus. Für mich ist es von größerer Bedeutung, wenn meine Bilder ausgestellt werden und viele Menschen die Möglichkeit haben, sich meine Bilder anzusehen. Kunst ist da, um gesehen zu werden und sie ist einfach eine Bereicherung. Wenn also meine Bilder, die auch wirklich sehr persönlich sind, ausgestellt und gesehen werden, ist das für mich viel bedeutender als sie zu verkaufen. Aber wenn es zum Verkauf kommt, freue ich mich natürlich auch sehr.

Wie sind deine Pläne für die kommenden Projekte und Ausstellungen, die geplant sind?

In diesem Jahr sind tatsächlich noch einige Sachen geplant, von denen ich zunächst noch nicht so viel verraten möchte. Ein größeres Projekt wird ein Zweiteiler, insgesamt 3 x 4 Meter groß, da bereite ich derzeit alles für vor.

Wo kann man deine Werke sehen und wie kann man Kontakt zu dir aufnehmen?

Meine Bilder kann man rund um die Uhr auf meiner Website www.r-l-art.de oder auf meinem Instagram-Account ronjaluisehenter sehen. Kontakt zu mir aufnehmen kann man, indem man das Kontaktformular auf meiner Website ausfüllt. Man kann mir aber auch auf Instagram eine Nachricht schreiben.

Herzlichen Dank für das tolle Interview. Ich freue mich, viel mehr von dir zu sehen und zu hören und wünsche dir für die Zukunft alles Gute!